VOM LEHRREICHEN MÄRCHEN ZUM SERIÖSEN RISIKO-MANAGEMENT
Eine kleine Geschichte, die ich von einem Investoren-Kollegen gehört habe, jedoch bisher nicht verifizieren konnte. Weil sie aber durchaus pssiert sein könnte, will ich sie heute als Geschichte mit wichtigen Schlussfolgerungen mit Ihnen teilen.
Es gab einmal einen Investor (vielleicht auch eine Investorin), der wöchentlich in seinem Newsletter Aktien zum Kauf oder Verkauf empfohl. Als man auf 30 Jahre zurücktestete, wieviel Rendite seine Käufe & Verkäufe den Anlegern eingebracht hätten, kam man auf eine jährliche Durchschnittsrendite von über 17%.
Das Tragische an der Geschichte? Seine Leserschaft erzielte im Schnitt lediglich 2%.
Wieso? Weil die meisten Leserinnen und Leser zu wenig starke Nerven hatten, um die übermässigen Schwankungen, die diese Aktien mit sich brachten, auszuhalten.
Auf dem Papier, beim Risikofragebogen, ist die theoretische Antwort schnell gegeben, denn höheres Risiko, resp. Schwankungspotenzial, führt zu langfristig gesehen höheren Renditen. Und wer möchte nicht lieber 8-9% als lediglich 3% verdienen?
Dies bringt mich als Anlageberaterin ab und zu in ein Dilemma; ich will das beste Resultat erzielen für meine Kundschaft. Langfristig über 100 Jahre gesehen haben Aktien klar am besten performt.
Soll ich im aktuellen Umfeld dennoch Obligationen und Kontoguthaben empfehlen, wenn der Realzins aufgrund der Inflation in den letzten 15 Jahren negativ war, die Kosten die mageren Renditen auf risikoreicheren Obligationen wegfrassen und dies für die Investoren ein garantierter Verlust bedeutete?
Zudem haben im 2022 - unbemerkt von praktisch allen Anlegern - die Obligationen im Schnitt ein Minus von satten 12% erlitten. Ja, zwölf Prozent. Und falls die Zinsen nicht wieder zu den historisch tiefsten und in der Schweiz und Eurozone sogar ins Negative zurückkehren, sind diese 12% nicht mehr einzuholen. Punkt.
Dies wurde in der breiten Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, da der Aktienmarkt noch schlechter abgeschnitten hat. Aber; letzterer kann sich über die lange Sicht erholen - an fixe Zinsen gebundene Obligationen nicht.
Lange empfohl ich anstatt Obligationen Cash, das dann zwar auf dem Konto keinen Zins, aber doch oftmals kein Minus bedeutete, zumindest für kleinere Kontoguthaben.
Mit den Geschehnissen in der Bankenwelt vom Frühjahr 2023 hat jedoch auch Kontoguthaben etwas von seiner Sicherheit verloren. Wenn die Regierung, Finma und SNB AT1-Obligationen als wertlos erklärt, währenddem das CS-Aktionariat Geld erhält - wenn auch nur wenig - dann wird ein ökonomisches Prinzip ausgehebelt.
Das amerikanische FED hat mit dem Versprechen an die US Banken, alle Obligationen in deren Bestand zum Nominalwert, also 100%, zu belehnen, obwohl diese Obligationen am Markt jenseits von 100% bewertet sind, ein weiteres ökonomisches Prinzip einfach so bachab geschickt.
Mein Fazit aus dieser Geschichte; Politik kann Regeln plötzlich ändern, eine Basis/Erklärung/Rechtfertigung dafür findet sich immer.
Also
ist es wichtiger denn je, sein Erspartes so krisensicher wie möglich zu
investieren. Hier die wichtigsten Risiken zu den jeweiligen Anlageklassen (nicht abschliessende Liste):
- Kontoguthaben = Alles auf dem Konto belassen ist nicht zielführend, denn was die Inflation nicht wegfrisst, kann die Politik und der Regulator im Notfall einfach wegbefehlen.
- Gold = Auch Gold - meine lieben Goldbugs, worunter ich mich selbst auch zähle - hat seine Risiken, namentlich weil es zinslos ist, Aufbewahrungskosten hat und mit einem Blick zurück ins frühe 20. Jahrhundert durch die Politik in Kombination mit dem Propaganda-Slogan „Gold gegen Blei“ (Blei damals = Kriegsfinanzierung) im Privatbesitz mit der Todesstrafe belegt wurde. Gib dein Gold der Allgemeinheit oder du bist ein Deserteur.
- Obligationen = Konkurs des Herausgebers, Inflation & Realzins nagen am Wert
- Aktien = Börsencrash + nicht ausreichend starke Nerven = Verkauf = potenziell grosser Wertverlust, der nicht mehr wettgemacht werden kann durch Aufwärtspotenziale der Börsen
- Immobilien = gebündelt in Fonds korrelieren diese in Krisenzeiten/Börsencrashs oft stärker als erwartet mit Aktien aufgrund der Emotionen der Anleger
- Selbstbewohnte Immobilien = sich ändernde Regulatorien führen zu finanziellen Enteignungen, wenn z.B. gegen den Wunsch des Eigentümers teure Auflagen umgesetzt werden müssen. Oder im „Zwischenkriegsdeutschland“ Zwangshypotheken aufgenommen und das Geld daraus dem Staat abgegeben werden musste - das „Gute“ für Staaten an Immobilien? Sie können sich nicht nach Dubai absetzen, kurz bevor der Deckel hochgeht.
Was ich Ihnen mit diesen Informationen ans Herz legen möchte; lassen Sie sich gut und breit informieren bezüglich Ihrer Finanzen.
Es lebt sich leicht in Filternblasen, wo Gold als das Allheilmittel erklärt wird oder der Bitcoin. Wo nur Immobilien als Betongold was taugen. Oder auch Aktienkurse nur in die Höhe klettern. Oder der Staat uns schon alle retten wird.
Jede Anlageklasse hat ihre spezifischen Risiken. Lassen Sie sich informieren, damit Sie sehenden Auges jede Krise bestmöglich meistern.
Denn; Wissen ist Macht!